Das ich ein Faible für analoge Kameras habe ist ja schon bekannt. Das Quecksilber Batterien mit denen zum Teil Kameras, wie die „Minolta Hi-Matic 7 sII“ aus den späten 70er Jahren, nicht mehr erhältlich sind ist meist auch bekannt. Heute erhältliche Batterien passen zwar zum Teil von der Größe her, haben aber eine andere Ausgangsspannung. Diese ist mit 1,5V etwas höher als die der Batterien auf Quecksilberbasis mit 1,35V und führt bei der Benutzung des eingebauten Belichtungsmessern zur Ermittlung falscher Werte und dadurch zu Fehlbelichtungen.
Wenn man, wie bei dieser Kamera Blende und Zeit manuell einstellen kann ist das an und für sich kein Problem. Entweder man setzt einen manuellen Belichtungsmesser ein und stellt die ermittelten Werte an der Kamera ein oder man schätzt die Zeit/Blenden Kombination anhand der „sunny 16“ Regel. Bei dieser Regel stellt man als Belichtungszeit den am nächst gelegenen Wert von 1 / (Iso des verwendeten Films) ein. Also z.B. bei einem ISO 100 Film 1/125 Sekunde, bei einem 400er Film den Wert der am nächsten zu 1/400 ist, z.B. 1/500 Sekunde. Die Blende wählt man dann abhängig vom Tageslicht.
Blende | Lichtverhältnis | Details in den Schatten |
f/22 | Schnee/Sand | Dunkel mit scharfen Kanten |
f/16 | Sonnig | Eindeutig |
f/11 | Leicht bewölkt | Weich an den Kanten |
f/8 | Bewölkt | Kaum sichtbar |
f/5,6 | Stark bewölkt | Nicht sichtbar |
f/4 | Dämmerung | Nicht sichtbar |
eine Blende offener | bei Gegenlicht |
Diese Werte gelten nur als Basis. Wenn es für die Bildgestaltung notwendig ist kann man selbstverständlich auch die Blende und die Belichtungszeit so anpassen wie man es benötigt. Wichtig ist nur das die Lichtmenge die auf dem Film ankommt die gleiche ist wie bei der Sunny 16 Regel ermittelt. Wird zum Beispiel die Blende 11 bei einer 1/125 Sekunde ermittelt und ich möchte aber mit Blende 4 fotografieren ist die Belichtungszeit um so viele Stufen zu verkürzen wie die Blende geöffnet wurde.
Also hier: f11 -> f8 -> f5,6 -> f4 => 1/125 -> 1/250 -> 1/500 -> 1/1000
So spätestens hier hab ich mir gesagt, kann man so machen, muss man aber nicht. Es gibt auch die Möglichkeit die Kamera(s) zu modifizieren damit aktuelle Batterien verwendet werden können und der integrierte Belichtungsmesser trotzdem genau arbeitet. Dazu wird einfach in den Stromkreis eine Schottky Diode (BAT43) eingebaut. Wer sich dafür interessiert hier ein von mir erstelltes Dokument, wie so ein Umbau aussehen kann. Hier wird zwar nicht die in diesem Artikel erwähnte Minolta Kamera sondern eine Olympus umgebaut, bis auf den Batterieadapter der bei der Minolta nicht nötig ist lassen sich aber alle anderen erwähnten Schritte in sehr ähnlicher Weise anwenden.
So jetzt wisst ihr was ich wieder getan habe und zeigte noch einige Bilder die mit der modifizierten Minolta Hi-Matic 7 sII entstanden sind. Diese Kamera hat meines Erachtens eine ausgezeichnete Optik und ist auch von der Bedienung her sehr gut. Die gezeigten Fotos wurden auf einem Fomapan 100 Film aufgenommen in Neofin Blau enwickelt, mit dem reflecta RPS 10M Filmscanner digitalisiert und mit Adobe Photoshop Lightroom Classic finalisiert.
Die Aufnahmen entstanden beim Schloss Blutenburg, am Starnberger See, Wallberg, Planegg – Steinkirchen und Neuried
3 Antworten auf „Ich habe es wieder getan!“
Deine Fotographie-Leidenschaft ist mehr als nur ein Hobby und obwohl ich mich überhaupt nicht auskenne damit, erklärst du alles sehr interessant, ich freue mich immer wieder auf Deine Bilder.
Danke für den netten Kommentar Gabi. Bis jetzt hat die Kommentarfunktion noch niemand benutzt. Du warst die Erste 😉
Dann bin ich der Zweite.
Ich habe zwar schon eine PM geschrieben, aber ein Hinweis an prominenterer Stelle ist sicher nicht verkehrt. Es geht um den Satz oben
„Dazu wird einfach in den Stromkreis eine Schottky Diode (BAT43) eingebaut. Wer sich dafür interessiert hier ein von mir erstelltes Dokument, wie so ein Umbau aussehen kann.“
Ich möchte mich ganz ausdrücklich für den Artikel „Umbau einer analogen Olympus OM-1 auf 1,5 Volt“ bedanken. Selten habe ich im Netz eine so gute Anleitung gelesen wie diese. Kein Wort ist zu viel, kein Bild zu wenig. Ich habe den Umbau gestern erfolgreich durchgeführt, aber ohne die Anleitung und die detailreichen Fotos wäre ich definitiv verloren gewesen.
Das Thema „Quecksilberbatterien PX625“ ist für so viele interessant, die sich mit analoger Fotografie beschäftigen, dass ein eigener Blogeintrag nicht verkehrt wäre.
Das im Artikel ganz unten zitierte YouTube-VIdeo ist übrigens Mist, der zitierte Artikel „The mercury cell problem and its solutions“ dagegen ist in Ordnung. Ich hatte schon zwei Belichtungsmesser umgebaut, einen Hasselblad Prismensucher mit Belichtungsmesser (erfolgreich, das war einfach) und einen Gossen Lunasix 3. Den Lunasix 3 habe ich dabei ruiniert mangels ordentlicher Beschreibung
Also nochmal herzlichen Dank!